Ideales Pfannensystem bei Hüftluxationen
Nach der Primärversorgung mit einer Hüftendoprothese, beträgt die Luxationsrate 0,43-5,8% (Kwon,Woo). 2/3 der Hüft-Tep Luxationen können mit einer geschlossenen Reposition und Versor-gung mit einer Hüftorthese erfolgreich behandelt werden (Abb. 1). Bei 1/3 aller Luxationen tritt aber eine Reluxation auf (Kristianesen, Woo). Auch steigt die Luxationsrate mit der Anzahl der Hüftrevisionen an (15%), was neben Implantationsfehlern im Wesentlichen auf eine muskuläre Dysfunktion zurückzuführen ist. Selbst nach Revisionen zur Behandlung der Luxationen liegt die Luxationsrate noch zwischen 20 - 40% (Ali Khan, Fraser, Kavanagh).
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Abbildung 1 Algorithmus bei Hüft-TEP Luxation am St. Martinus-Hospital Olpe |
Relativ neu auf dem deutschen Markt sind die Dualmobility- oder Tripolar-Pfannensysteme. In Frankreich wird dieses Pfannensystem auch in der Primärendoprothetik seit Jahrzehnten verwandt. Grundsätzlich besteht das Prinzip je kleiner der Hüftkopf, desto größer die Luxationsgefahr. Daher ist man in der Endoprothetik den Weg einer Hüftkopfvergößerung gegangen. Dabei gibt es die Möglichkeit der alleinigen Vergrößerung des Endoprothesenhüftkopfes (z.Z. bis 46 mm Durchmesser) oder eben des Dualmobility-/Tripolar Pfannensystemes (Abb. 2). Die Großkopfversorgung stößt mit den 46 mm Köpfen an ihre Grenzen. Das Tripolar Pfannensystem weist mit den noch größeren Kopfdurchmessern eine noch bessere Luxationssicherheit auf. Auch ist der Bewe-gungsumfang mit diesem System verglichen mit den konventionellen Hüftendoprothesen größer (Guyen).
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Abbildung 2 Kopf-Pfannensystem in der Hüftendoprothetik |
Das Tripolar Pfannensystem baut darauf auf, dass ein normaler (meistens 28 mm) Endoprothesenkopf in einem großen Polyethylenkopf eingeschnappt wird (Abb. 3).
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Abbildung 3 a Polyethylenkopf + normaler Hüftprothesenkopf, b Setzen des Kopfes auf den Polyethylenkopf, c Ein-schnappen des Kopfes in den Polyethylenkopf |
Dieser wird seinerseits in eine innenseitig hochpolierte Metallpfanne (Abb. 4) eingelassen, mit der er dann artikuliert.
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Abbildung 4 Aufbau des Tripolar Pfannensystems: a) metal-back b) + Polyethylenpfanne c) + Hüftkopf |
Da die Kollegen in Frankreich über die größte Erfahrung mit dem System verfügen, haben wir uns am St. Martinus Hospital Olpe für einen französischen Anbieter entschieden, der die Pfannen in drei verschiedenen Varianten der Verankerung anbietet: zementpflichtig, zementfrei und Revisionspfanne mit Laschen (Abb. 5).
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Abbildung 5 Verankerungsprinzipien des Tripolar Pfannensystemes |
Die zementierte Variante weist an der Oberfläche Rillen und Nuten auf, um damit die Oberfläche zu vergrößern. Die zementfreie und Revisionspfanne sind auf der Oberfläche mit 80 µm Hydroxapatit beschichtet, um bei der PressFit-Verankerung eine bessere ossäre Integration zu gewährleisten. Um die Luxationsgefahr noch weiter zu reduzieren, weisen die Pfannen eine kraniale Überdachung von 15° auf (Abb.4). Prinzipiell erhalten Patienten mit guter Knochenqualität zementfreie und ehr ältere Pat. zementierte Pfannen (Abb. 6).
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Abbildung 6 a.) Rezidivhüftluxation, b.) Z.n. Reposition, c.) Implantation zementierte Tripolar Pfanne |
Wegen der größeren Luxationsrate bei Revisionseingriffen setzen wir das Dualmobility- oder Tripolar Pfannensystem hierbei ein. Unsere Erfahrungen bestätigen die Angaben in der Literatur, die eine Luxationsrate von 0-5% beschreibt (Beaule, Farizon). Ein Jahr nach Einsatz des Tripolar Pfannensystems am St. Martinus Hospital Olpe liegt die Luxationsrate bei null.
Verfasser:
Dr. med. Jürgen Bong
Literatur:
Ali Khan MA, Brakenbury PH, et al. Dislocation following total hip replacement J Bone Joint Surg Br 1981 63 214-18
Beaule PE, Roussignol X et al. Tripolar arthroplasty for recurrent total hip prosthesis dislocation. Rev Chir Orthop Reparatrice Appar Mot. 2003 89 241-49
Beaule PE , Schmalzried TP et al. Jumbo femoral head for the treatment of recurrent dislocation following total hip replacement. J Bone Joint Surg Am. 2002 84 256-63
Farizon F, de Lavison R et al. Results with a cementless alumina-coated cup with dual mobility: a twelve-year follow-up study Int Orthop 1998 22 219-24
Fraser GA, Wroblewski BM et al. Revisoin of the Charnley low-friction arthroplasty for recurrent or irreducible dislocation J Bone Joint Surg Br 1981 63 552-55
Guyen O, Chen QS et al. Unconstrained tripolar hip implants Clin Orthop Rel Res 2007 455 202-08 Kavanagh BF, Fitzgerald RH et al. Multiple revisions for faled total hip arthroplasty not associated with infection. J Bone Joint Surg Am 1987 69 1144-49
Kristiansen BF, Fitzgerald RH et al. Dislocation following total hip arthroplasty Arch Orthop Trauma Surg 1985 103 375-77
Kwon MS, Kuskowski M et al. Does surgical approach affect total hip arthroplasty dislocation rates? Clin Orth Rel Res 2006 447 34-38
Woo RY, Morrey BF Dislocations after total hip arthroplasty J Bone Surg Am 1982 64 1295-06